Andechser Kultur- und Sportclub

 
Vom Fürstenschloss Langenburg zum Holunderzauber in Bächlingen
 

Eine interessante und launige eineinhalbstündige Führung durch das Stammschloss der Fürsten von Hohenlohe-Langenburg und eine gelungene Holundersektprobe erlebten 25 Mitglieder und Freunde des Andechser Clubs am 9. Mai bei bestem Wetter.

Durch das von Philipp Fürst zu Hohenlohe-Langenburg und weiteren vier Personen sowie Hund Zidane bewohnte Fürstenschloss führte Heinz Erhardt höfisch anmutend alias Domänendirektor (bis 1917) Baron Julius von Röder. Durch dessen Schlüsselgewalt hatte man sogar Zutritt zu einem Teil der Privatgemächer im 1963 abgebrannten und bis 1966 wieder aufgebauten Ostflügel.

 

 

 

„Baron von Röder“ alias Heinz Erhardt begrüßte die Andechser im Schlosshof

 
 
Von der Grabplatte am Ehrenfriedhof ging es in die Schlosskapelle, die bis ins 17. Jhd. als Geschützturm diente. Hier bestaunten die Andechser andächtig die Darstellung des alten und neuen Testaments in Bild und Schrift. Es wurde gemeinsam das Lied „Lobe den Herren“ intoniert und man genoss die gute Akustik, die kleinere Stimmbändermängel übertünchte. Auch erfuhr man, dass das Personal u.a. rund 500 Fenster zu putzen hat, von anderen Diensten ganz zu schweigen. So war man doch etwas überrascht über die Ausmaße der Schlossanlage (Aus- und -umbau 1610-1616), einem Juwel der Renaissance-Baukunst, in dem man sich durchaus auch verlaufen kann. Über den Vierjahreszeiten-Saal gelangte man in die Tafelstube, man bewunderte die vielfältigen Stuckarbeiten, bestaunte zahlreiche Gemälde der Ahnengalerie, Jagdtrophäen und einen Bären, den Rittersaal und eine Rüstung, besichtigte das Bibliothekszimmer und übte den höfischen Knicks und die kurze männliche Verbeugung.
 

 

Die Andechser konnten auch einen Teil der Privatgemächer im Schloss besichtigen

 

Vom Führer erfuhr man Interessantes über die Bedeutung von Redewendungen. „Alles in Butter“ stammt vom früheren Transport von Porzellan in Karren, wo man die zerbrechlichen Waren zum Schutz in Butter hüllte. „Auf den Hund gekommen“ stammt von der früher auf Feldzügen mitgeführten Soldkiste. Auf deren Boden war zum ideellen Schutz ein Hund aufgemalt. War die Soldkiste leer, war man auf den Hund gekommen.

Der „Baron“ verwies auch auf die früheren verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Hohenstaufen und in neuerer Zeit zu Kaiser Wilhelm. Ein Vorfahre war um 1895 kaiserlicher Statthalter in Elsass-Lothringen, ein anderer Vizepräsident des Reichstages. Interessant war die Tafel der Genealogie mit den fürstlichen Häusern der Hohenlohe von Öhringen bis Schillingsfürst und von Weikersheim bis Langenburg.

 

 

 

Die Andechser auf der selten zu findenden steinernen Galerie mit Umgang

 
 

Über den schönen Innenhof mit den Arkaden im EG und dem Umgang auf steinernen Galerien, die es auch nicht in jedem Schloss gibt, gelangte man zum ältesten Teil der Anlage, der Burg aus dem 12. Jhd. mit der Kanonenwächterstube überm Verlies und dem Gewölbekeller zum Geheimgang als Verbindung zur Jagst. Am Jagsthang wurde kurz der neue Kletterpark besichtigt und durch den Rosenbogen ging es ins Gasthaus Krone zur kurzen Flüssigkeitsaufnahme bei prächtigem Blick ins Jagsttal.

Dort ging es dann hinunter nach Bächlingen zur alten Archenbrücke, wo Bernulf Schlauch die Gruppe begrüßte, ein angenehmer Zeitgenosse mit viel Wissen über Hohenlohe, seine Menschen und Landschaften.

 

 

 

Vor der kleinen aber feinen Kirche in Bächlingen

 
 

Er führte zunächst durch die kleine, interessante Bächlinger Kirche mit dem Grabmal des Ritters Rezzo, dem Namesgeber seines politischen Bruders. Ein keltischer Stein an der Außenmauer zeugt von einem älteren Vorgängerbau.

Eine unverhoffte Dreingabe war ein Jagdhornbläserständchen von der Übungsstunde im benachbarten alten Schulhaus. Dann kredenzte Bernulf seinen Holunderblütensekt, einen klaren und einen naturtrüben, alles in Handarbeit hergestellt, angefangen von der Blütensammlung nach dem Mondkalender zwischen Bretzfeld und Rothenburg. Er verwies auf die vielfältige Bedeutung des Holunders, dessen Blüten auch als Medizin der Bauern genannt wurden. Während der Flaschengärung entwickelt der Holundersekt ein wunderbares Blütenaroma. 2000 Blütendolden braucht man für 500 Liter Wasser unter Beigabe von Zitronensaft und Zitronensäure. Die Herstellung ist relativ schwierig und gelingt auch nicht immer. Meistens aber doch und heraus kommt ein wohlmundiges erfrischendes Perlgetränk mit nur 2 % Alkohol und ist deshalb auch für das weibliche Geschlecht gut geeignet. Der weibliche Holunderzauber wird deshalb Holdria, der männliche Holdrio genannt. Den Andechsern mundete der Holunderzauber vortrefflich. Die bereit gestellten Hausmacher Wurstbrote waren „ums Numgucka“ weg. Zur Verdauung gab es noch einen „Schlankelesbiraschnaps“, den es nur in Hohenlohe von großen Birnbäumen gibt. Der unverfälschte Brand entwickelt ein wunderbares Aroma. Dazu genoss man das romantische Bächlingen in Dämmerung und Abendlicht.

 
 

 

Bernulf Schlauch kredenzte an der Archenbrücke seinen Holunderblütensekt und einen Schlankelesbiraschnaps

 
 

Dermaßen gefüllt mit Informationen in Wort, Bild, Flüssigem und Handfestem traten die Andechser die Heimreise an, als die Sonne ihre Bahn schon vollendet hatte.

Alles in allen ein rundum gelungener Besichtungs- und Probeabend.