Andechser Kultur- und Sportclub

 
Interessanter Ausflug nach Bayreuth – Maisels Bierbrauern über die Schultern geschaut und dabei Braugeschichte hautnah erlebt – Imposantes markgräfliches Operntheater
 

Einen sehr interessanten Ausflug unternahmen elf Mitglieder des Clubs am Samstag, 8. 11. ins markgräfliche Bayreuth, der 75000 Einwohner zählenden ehemaligen Residenzstadt in Oberfranken, heute Festspiel- und Universitätsstadt. Im Mittelpunkt der Reise, die mit der Bahn von Eckartshausen über Nürnberg unternommen wurde, stand eine zweistündige Führung durch das einmalige Brauerei- und Büttnereimuseum mit Ausstellung unzähliger Exponate der Gebrüder Maisel. Da wurde eindrücklich aufgezeigt, was man so alles rund ums Bier sammeln kann. Durch die alte Brauerei führte die Großaltdorfer Jura-Studentin Carmen Langhanke, eine von 15 Führern der Maiselbrauerei, die in 1700 Führungen jährlich etwa 25 000 Besucher in die Kunst des Bierbrauens einweihen. Dabei erlebten die Andechser ein großes Stück Bayreuther Heimat- und Kulturgeschichte.

Aber auch die prächtige Altstadt mit dem markgräflichen Opernhaus und den Schlössern war einen Besuch allemal wert.

 

Mit insgesamt fünf Stunden Bahnfahrt (hin und zurück) mit dem „Schönen-Wochenende-Ticket“ in gut gefüllten Zügen erreichte die Elf das 190 km entfernte Bayreuth auf erholsame Weise und schnappte auch unterwegs viele Eindrücke auf.

 
 

Elf treffen um elf Uhr im Bahnhof Bayreuth ein

 
 

Mit Carmen wanderte man vom Hauptbahnhof, von wo aus man das auf dem grünen Hügel erbaute Festspielhaus Richard Wagners aus der Ferne besichtigte, über die Rotmain-Brücke zum 1887 in der Gründerzeit erbauten alten Export-Brauhaus der Gebrüder Maisel, wegen der Dampfmaschinen liebevoll auch Dampfbrauerei genannt. Derzeitiger Chef ist Jeff Maisel; den amerikanischen Vornamen hat er von seiner aus den USA stammenden Mutter. Die Brauerei ist eine von 642 bayrischen und 202 oberfränkischen Brauereien. Nach dem Neubau der Brauerei nebenan wurde dort 1981 ein einmaliges Brauerei- und Büttnermuseum eingerichtet, das schon 1988 Einzug in das Guinness-Buch der Rekorde fand. In einer umfassenden zweistündigen Führung staunte man über die Biererlebnis-Welt mit der komplett erhaltenen alten Brauerei, wobei Carmen auch die letzten Geheimnisse der Braukunst außer der Rezeptur lüftete. Im Neubau wird heute nur noch das populäre Hefe-Weissbier und Edelhopfen-Diät-Pilsner gebraut, vom Hefe aber mit 420 000 Hektoliter pro Jahr jede Menge. Das Pils braut dagegen die Tochtergesellschaft Aktienbrauerei in Bayreuth.

 
 

Das zinnengeschmückte Stammhaus der Brauerei Gebrüder Maisel von 1887 beherbergt auf über 2400 m² ein weltweit einzigartiges Biermuseum mit über 20 großen Räumen und die historischen Brauanlagen noch an den original Wirkungsstätten.

 
 

Im Eingangsbereich begrüßte eine Statue von Gambrinus als Schutzpatron der Brauer die Gruppe, ehe es zum Herzstück der Brauerei ging, ins Maschinenhaus mit den großen Dampfmaschinen, die noch bis 1974 den Strom für die Brauerei erzeugten und deren riesiger Dampfkessel mit Kohle befeuert wurde.

 
 

Große Dampfmaschinen erzeugten den Strom für die Brauerei

 
 

Man erfuhr von der redegewandten Carmen, dass das Brauwasser aus dem nahe gelegenen Fichtelgebirge kommt, das Reinigungswasser aus vier Grundwasserbrunnen, und, dass ein Brauvorgang rund vier Stunden dauert.

 
 

Im Sudhaus befinden sich die großen Kupferkessel

 
 

Vorbei am NH3-Kältekompressor, den Säcken mit verschiedenen Malzsorten und der Malzputzmaschine zum Trennen von Spelzen und Malzkeimen gelangte man zur 15000 Liter fassenden Sudpfanne, einem Kupferkessel wie auch die Maischepfanne zur Umwandlung von Malzstärke in Zucker und dem Maischbottich, in dem Brauwasser zugesetzt wird. Das aus dem anschl. Läuterbottich ablaufende Filtrat nennt man Würze.

 
 

In der Hopfenkammer

 
 

In der Hopfenkammer erfuhren die Andechser, dass nur weiblicher Hopfen verwendet wird, der Hopfen haltbar macht, beruhigt und den Appetit anregt. Heute wird Hopfen raumsparend in gepressten Pellets aus der Hallertau eingelagert. Im Gärkeller wurde der Unterschied zwischen obergärigen Bieren (Hefe schwimmt oben) und untergärigen (Hefe setzt sich nach unten ab) erklärt. Seltene Geräte wie Bierwürze-Berieselungskühler, Malzreinigungs- und Poliermaschine, Filtertuchwaschmaschine, Filtertuchmangel, Hefeaufziehapparat und Hefepresse, Trubfilterpresse (zum Ausfiltern von Eiweiß) konnten ebenso besichtigt werden wie das Büttnerei- (bei uns Küferei)-Museum mit umfassender Büttnerwerkzeugsammlung. Dabei wurde auch die Fassgeschichte vom Holzfass über Aluminium zum Edelstahlfass erläutert. War ein Holzbottich einmal undicht, sprach man davon, dass Hopfen und Malz verloren ist. Höchst interessant war auch ein Fassfüller und die alte handbetriebene Etikettiermaschine, mit der man in Knochenarbeit 200 Flaschen in der Stunde schaffte.

Über die sog. „Weisse Gasse“ im Lagerkeller mit den riesigen außen weiß gestrichenen Lagertanks gelangte man schließlich in die umfangreichen Ausstellungsräume.

 
 

Die bedeutendste Ausstellung ist die einzigartige Sammlung von 410 Emaille-Bierbrauereischildern, die größte Sammlung ihrer Art in Deutschland.

 
 

5500 Biergläser und Bierkrüge verschiedenster Art und Größe, darunter ein Riesenbierkrug mit 20 Liter Fassungsvermögen, sind in Vitrinen ebenso zu bestaunen wie ein wertvoller Apostelkrug aus dem benachbarten Creußen, wo der Rotmain entspringt und eine Bierdeckelsammlung. Die Gläsersammlung wird einmal jährlich von Hand gespült.

 
 

Der 20 Liter fassende Bierkrug von Maisel-Bräu. Wenn Frau zum Mann sagt, dass er nur ein Bier trinken darf, nimmt er eben den großen Krug.

 
 

Eine umfangreiche Sammlung der Geschenke von Gästen in Form von Tellern, Zinn, Bildern, Wimpeln und Automodellen rundet die Ausstellung zusammen mit der Mützen- und Hütesammlung und einer alten Apotheke ab. Unglaublich, was alles gesammelt werden kann, wenn man eine Leidenschaft dazu entwickelt.

 
 

In der Flaschenreinigungsabteilung

 
 
Die Abteilung Reinigung präsentierte sich mit einer Fasswaschmaschine, die 150 Fässer pro Stunde schaffte, einem Fassausspritzbock, einem Kieselgurfilter zur Eiweißbindung, dazu eine Ausstellung der versch. Flaschenreinigungsgeräte und einer Abfüllmaschinensammlung samt Kronkorkenverschlussmaschine und CO2-Imprägniertrommel. Als Brauer musste man schon erfinderisch sein.
 
 

In der Mälzerei erfuhr man, wie mit Hilfe von Farbmalz ein helles zu einem Schwarzbier wird.

 
 
Noch in Betrieb ist die Bierschnapsbrennerei, in der ein 42%iger „weisser Blitz“ destilliert wird. Diese Besichtigung war eine Dreingabe der Führerin, die man sonst nicht bekommt.
 
 

Carmen schenkt wohl schmeckendes Maisel-Bräu aus

 
 

In der alten Abfüllerei interessierte zwar auch die Plakatesammlung an der Decke, doch war man nach knapp zwei Stunden auch durstig geworden und so war das Weizenbierfass fast vom Austrinken bedroht.

 
 
Carmen kredenzte in der Bierstube aber auch ein Diätpils und das Pils der Aktienbrauerei. Das Motto war aber eindeutig: Maisels Hefe-Weisse, das Bier auf seine schönste Weisse.
 
 

Das hervorragende Essen im Goldenen Löwen mundete allen

 
 

So erfrischt konnte man das hervorragende Mittagessen in der benachbarten Brauereigaststätte „Goldener Löwe“ genießen, mit Schmankerln vom Löwenschmaus über das Löwenschnitzel zum Löwentöpfla. Kurzum ein Haus der fränkischen Gastlichkeit.

 
 

Die Andechser nach dem Essen vor dem Goldenen Löwen

 
 

Die Andechser vor dem alten Markgrafenschloss

 
 

Der Spaziergang durch die Altstadt führte über die Maximilianstraße vorbei an der Spitalkirche, altem und neuem Rathaus, altem und neuem Markgrafenschloss, dem relativ früh aufgebauten Weihnachtsdorf in den Schlosspark mit dem Freimaurermuseum, dem Grabmal von Richard und Cosima Wagner und der Wagnerschen Villa Wahnfried. Dazu passte das sonnige Wetter ganz gut.

Highlight war dann aber die Besichtigung des markgräflichen Opernhauses, ein Juwel unter den Theaterbauten des 18. Jhd. im Stil des italienischen Spätbarock, 1748 von Markgräfin Wilhelmine von Preußen, der Schwester des Preußenkönigs Friedrich dem Großen, erbaut. Sie hatte zuvor den Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Bayreuth geheiratet und wollte die Provinz damit etwas aufwerten, was auch zusammen mit der Erbauung des neuen Schlosses 1753 eindrucksvoll gelang.

 
 

Vor allem das Interieur des markgräflichen Opern-Theaters ist imposant und prunkvoll im Stile von Preußens Gloria. Die drei übereinander angeordneten Logen waren den Ständen der Gesellschaft zugeordnet.

 
 
 

In einer 25-minütigen Licht- und Toninszenierung wurde die Geschichte des Opern-Theaters und der markgräflichen Familie eindrucksvoll und faszinierend geschildert.

Dermaßen beeindruckt fiel der Gang zum Bahnhof in der Abenddämmerung, vorbei am Bayreuther Canal grande (Mühlbach des Rotmains) und damit der Abschied aus Bayreuth und von Carmen, bei der sich Reiseleiter Hans Ebert herzlich für ihre gute Führung bedankte, schwer.

 
 

Heimfahrt im Zug

 
 
Die nächtliche Heimfahrt mit der Bahn wurde reichlich zum Austausch von bisher Erlebtem genutzt.